
„Barfußschuhe sind gefährlich und führen zu Verletzungen.“
Da kann ich eigentlich schon gleich zu Punkt 2 verweisen, denn ja, das kann nämlich tatsächlich stimmen. Nämlich genau dann, wenn ich meine verkümmerten Füße einfach mal so von heute auf morgen in Barfußschuhe stecke und sonst nichts verändere. Es sollte einem schon der Menschenverstand sagen, dass das nicht gut gehen kann. Denn dann habe ich eine Fehlhaltung und eine Fehlbelastung in einem Schuh, der meinen Fuß nicht vor meinem Fehlverhalten schützt. Somit ist es eine Frage der Zeit, bis ich die Konsequenzen spüren werde. Aber ist es nicht logisch, zuerst einmal mein (Fehl-)Verhalten zu verändern – also meinen Fuß nicht wie die letzten Jahrzehnte zu vernachlässigen und (muskulär) verkümmern zu lassen, sondern zu allererst einmal damit zu beginnen???
Und: Mache nur das, womit du dich wohlfühlst. Denn genau dort beginnt es doch. Wieder zu erspüren, wann ist es denn vielleicht noch zu viel für meinen Fuß, wann braucht er vielleicht doch noch mehr Schutz, Ruhe?
Somit sind sicherlich nicht Barfußschuhe daran schuld, wenn es zu Problemen kommt, sondern vielmehr der Mensch, der in ihnen steckt.
„Ich trage Barfußschuhe und trainiere meinen Fuß damit schon genug“
In Barfußschuhen gibst du deinen Füßen Platz. Ja. (Und das auch nur, wenn der sogenannte „Barfußschuh“ deinem Fuß auch wirklich genug Platz bietet) Die Fußmuskulatur kann arbeiten. Auch das stimmt. Aber nicht nur. Es ist ein Teil des Ganzen den Füßen den nötigen Raum zu schenken, dass sie ihre natürliche Funktion auch wieder ausüben können. Aber parallel und je nach Zustand des Fußes, möglicherweise auch erst bevor du auf Barfußschuhe umsteigst, solltest du deinen Fuß gezielt trainieren. Und ihn neuronal wie muskulär wieder ansteuern können. Denn sonst hast du einen verkümmerten Fuß (damit meine ich einen Fuß, der weit entfernt von seiner natürlichen Funktion ist, durch zu langes zu enge Schuhe tragen zum Beispiel) und nimmst diesem Fuß auch noch jeglichen Schutz. Somit hast du die Hölle aus beiden Welten. Und das kann nicht gut gehen. Zuerst also Training und dann kannst du deinen stabilen und trainierten Fuß in einen Barfußschuh stecken und weiter trainieren und ihn weiter zu seiner ursprünglichen Funktionsfähigkeit entwickeln. Fazit: Ein breiter Schuh ist ein Anfang – aber leider nicht alles.
Du brauchst Hilfe beim Fußtraining? Wende dich an die Profis der Freilaufmethode (dort in der Datenbank findest du Trainer deutschlandweit)

„Vom Barfußlaufen bekommt man Hornhaut“
Hornhaut kommt von Druckstellen. Ohne Druck keine Druckstellen. Ja, die Haut passt sich etwas an, wird möglicherweise fester. Aber wer sich mit dem Thema Fuß beschäftigt, pflegt auch seine Füße, denn er behandelt sie nicht stiefmütterlich sondern wertschätzend. Also, nein – Barfußlaufen führt nicht zwangsläufig zu Hornhaut.

„Füße sind schmutzig“
Was deine Füße wohl dazu sagen würden, wenn sie sprechen könnten.
Woher kommt die Einstellung vieler, dass Füße etwas Unreines sind? Nicht wenige Menschen ekeln sich sogar vor ihren Füßen.
Für mich ist das ein Ausdruck für ein (schlechtes) Verhältnis zum eigenen Körper. Es gibt kein Körperteil, für das man sich schämen müsste, das man verstecken müsste. Erst recht nicht unsere Füße.
„Stinkefüße“ – haben viele von uns schon als Kind zu hören bekommen. „Käsefüße“, etc. Uns wurde möglicherweise sehr früh schon eingetrichtert, Füße stinken und seien schmutzig. Aber welche Füße riechen denn? Richtig! Füße, die viel zu lange in viel zu warmen Schuhen gehalten werden. Vor allem in Schuhen aus nicht atmungsfähigem Material. Füße, die viel an der frischen Luft sein dürfen (Sandalen) oder in atmungsaktiven Schuhen, mit viel Platz im Zehenraum für Bewegungsfreiheit, passiert das nicht. Menschen, die ihre Füße wieder spüren und wahrnehmen, spüren auch deutlich früher, dass die Füße viel zu warm eingepackt sind und handeln entsprechend.
Wer also denkt, was rennt da jemand barfuß auf einem Boden rum, wo ich turne, Sport machen möchte, sollte seine Denkmuster, Glaubenssätze diesbezüglich hinterfragen und überlegen, woher sie eigentlich kommen. Wir fassen mit unseren Händen täglich so vieles an, ob Türgriffe, öffentliche Toiletten, etc. Und wir kämen trotzdem nicht auf die Idee sie als eklig oder unrein zu empfinden.
„Ein Hallux Valgus – da kann man nichts machen, der ist erblich“
Tja, da kann ich nur sagen: Nein. Denn: Du kannst sehr wohl etwas tun. Denn es ist durchaus möglich, deine Fußmuskulatur wieder so aufzutrainieren, dass sich die Fehlstellung bessert. Sicher, das ist nicht zu pauschalisieren, bei extrem weit fortgeschrittenem Hallux gibt es Grenzen. Aber selbst wenn eine OP nicht zu umgehen ist, so ist es damit nicht getan. Änderst du dein Verhalten nicht – wird sich der große Zeh über die kommenden Jahre wieder in genau diese Fehlstellung begeben. Zu Punkt 2 der Behauptung, das sei erblich: Das konnte nie bewiesen werden. Viel wahrscheinlicher ist es, dass ein „schwaches“ Bindegewebe, oder besser gesagt, ein sehr anpassungsfähiges Bindegewebe, schneller in eine solche Fehlstellung führen kann. Daher ist auch zu erklären, warum es in manchen Familien gehäuft auftritt. Nicht zu verachten ist aber hier auch, dass in Familien natürlich auch Verhaltensweisen (die Art der Schuhe, die gekauft werden, der Umgang mit dem Thema „Fuß“) von Generation zu Generation weitergegeben werden. Emanuel Bohlander hat hierzu mal ein interessantes Video gemacht „Hallux Valgus – Die wahre Ursache“
Wichtig! Wenn du einen Hallux Valgus hast (oder die Tendenz dazu) wende dich an Menschen, die sich wirklich intensiv mit diesem Thema beschäftigen. Einen TrainerIn der Freilaufmethode, oder einen darauf spezialisierten Physiotherapeuten.
